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Emotional Load -  Susanne Mierau

Emotional Load (eBook)

Spiegel-Bestseller Fachbuch-Bestseller
Wie Mütter frei von emotionaler Überlastung werden
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
256 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86834-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
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Mütter sind heute emotional extrem gefordert. Während eine Krise der nächsten folgt, versuchen sie, die Gefühle ihrer Kinder zu verstehen und zu regulieren - obwohl viele dies in der eigenen Kindheit nicht lernen durften. Sie moderieren Großelternkonflikte, sorgen für Harmonie in der Partnerschaft und das gute Klima bei der Arbeit. Susanne Mierau, Expertin für bedürfnisorientiertes Familienleben, zeigt Wege, wie Mütter emotionalen Ballast abwerfen, umverteilen und einen gefühlsmäßig gesünderen Familienalltag leben können. Für mehr Leichtigkeit und Freude statt emotionaler Überlastung. »Brauchen wir wirklich noch einen weiteren Begriff, um die Erschöpfung von Müttern zu beschreiben? Unbedingt. Emotional Load ist die emotionale Last, die Mütter jeden Tag mit sich herumtragen: durch Diskriminierung bis Misogynie, durch Lasten aus der eigenen Kindheit und insbesondere durch die anhaltende Zuständigkeit für all die Gefühlsthemen in Familie, Partnerschaft und Job. Wir schauen uns genau an, wo von uns mehr emotionale Arbeit erwartet wird als von Männern und wir in eine scheinbar selbstverständliche Verantwortung gedrängt werden. Der Weg zum emotionalen Wohlbefinden bedeutet nicht, dass wir uns noch mehr optimieren müssen. Der Weg raus aus dem Emotional Load beginnt mit einem Blick auf dich, deinen Rucksack, den du individuell trägst, und deine emotionale Muskelmasse. Wir werden ergründen, wie über Generationen aufgebaute Lasten um und in uns abgebaut werden und wie wir das ganz konkret in den Bereichen Erziehung, Familie, Partnerschaft und Beruf umsetzen können.« Susanne Mierau

Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin, Familienbegleiterin und Bestsellerautorin. Sie ist Gründerin von Geborgen Wachsen, gibt Workshops und spricht auf Konferenzen und Tagungen für Eltern und Fachpersonal. Sie ist Mutter von 3 Kindern und lebt in Eberswalde.

Die unsichtbare Dauerlast


Samstagnachmittag im Freizeitpark: Mutter, Vater und Kinder sind gemeinsam unterwegs. Die Sonne scheint, es liegt Kinderlachen in der Luft. »Können wir biiitte noch einmal mit der Wildwasserbahn fahren? Bitte, bitte, bitte!« Wie ein Flummi hüpft das kleine Mädchen vor Freude an der Seite der Mutter hoch. »Boah, nicht schon wieder diese Babybahn!«, erklärt ihr großer Bruder mit Augenrollen. »Ich hab keine Lust, den ganzen Tag nur diese Babykacke zu machen.« Die Mutter atmet tief durch. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, wie sie ihre Kiefer aufeinanderpresst. Vielleicht war es ja doch keine so gute Idee mit dem Familienausflug. Warum findet er nur die Wildwasserbahn blöd? Er hat doch auch gejohlt bei der Fahrt ins Wasser. Vielleicht hat er ein ganz anderes Problem? Bestimmt hat er Hunger, da bekommt er immer schlechte Laune. Also vielleicht erst mal schnell einen Snack besorgen. Hilfesuchend blickt sie ihren Mann an, der die Augenbrauchen hochzieht. Was soll das jetzt bedeuten? Ist das ein »Hab ich dir doch gleich gesagt, dass das nicht klappt!« oder ein »Ich finde das hier sowieso doof?« oder einfach die Frage, was sie jetzt tun sollen? Atmen, atmen. Es bringt niemanden etwas, wenn ich auch noch schlechte Laune bekomme, denkt sie. Gleichzeitig ist ihr Körper so angespannt, dass zumindest dieser ausdrückt, was sie fühlt. Eigentlich hatte sie sich auf den Ausflug gefreut. Mal etwas anderes machen. Sonne, Spaß, Eis. »Wir können ja erst …«, setzt sie mit einem Vorschlag an, als auch noch das Smartphone klingelt. »Sabine, hör mal, mir geht es heute gar nicht gut! Der Wolfgang war gerade da, und du kannst dir nicht vorstellen, was der über den Vorgarten gesagt hat. Das glaubst du nicht!« Sie wendet ihren Kopf zur Seite. »Deine Mutter ist am Telefon.« Er verzieht den Mund zu einem Strich. Ist er genervt? Seine Mutter ist ganz schön bestimmend. Sie versteht, dass er nicht gern mit ihr telefoniert. »Sabine, bist du dran? Also ich habe gerade gesagt …« »Oma, ich kann gerade nicht, wir sind unterwegs.« »Ja, aber Sabine, nur ganz kurz.« Das Mädchen zieht am Ärmel, ihr freudiges Lachen verzieht sich langsam zu einem ärgerlichen Stirnrunzeln, die kleine Hand greift energisch nach ihrer. Der Wechsel von Freude zu Wut geht manchmal ganz schön schnell. Schnell reagieren, damit die Stimmung jetzt nicht kippt. »Nein, es geht jetzt wirklich nicht. Ruf heute Abend noch einmal an!« Sie steckt das Smartphone wieder in die Tasche. »Ein bisschen freundlicher hättest du schon sein können zu meiner Mutter. Sie kann ja nichts dafür, dass du hier gerade so gestresst bist.« »Entschuldige«, sie fröstelt und hat das Bedürfnis, sich jetzt irgendwo auf eine Bank zu setzen. Wahrscheinlich hat sie sich wieder einmal zu viel vorgenommen mit diesem Ausflug.

Ich möchte zu ihr hingehen, zu dieser Mutter, sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass sie keine Schuld daran trägt, dass diese Situation so ist, wie sie ist. Dass es nicht ihre Aufgabe allein sein kann, all diese verschiedenen Gefühle in dieser Situation zu entziffern, zu managen und dabei gelassen zu bleiben. Ich möchte ihr sagen, dass es okay ist, wütend zu sein über all das, was gerade auf sie einstürmt, enttäuscht darüber, dass der geplante Ausflug andere Gefühle hervorruft als gewünscht, dass es jetzt gerade anstrengend ist, dass ihr Mann sie nicht unterstützt und sie auch noch sein erwachsenes Verhalten und Fühlen entschlüsseln soll. Ich will ihr sagen, dass sie sich nicht auch noch entschuldigen muss dafür, dass sie es nicht geschafft hat, noch ein weiteres Gefühl zu händeln. Ich will ihr sagen: Ich kenne das. Ich verstehe dich. Eigentlich möchte ich sie an die Hand nehmen, aus dieser Situation hinaus, und im Wald mit ihr zusammen all die Wut und Erschöpfung hinausschreien. Ihre, meine, deine. Und mich danach mit ihr hinsetzen an einen gemütlichen Ort und überlegen, wie es anders sein kann. Denn das kann es.

All das will ich nicht nur für sie, sondern auch für dich und mich. Genau das wird der Auftrag dieses Buches sein: Wir werden uns ansehen, welche emotionalen Aufgaben wir jeden Tag – oft versteckt – leisten, warum das so erschöpfend ist und wir es dennoch tun. Das, was wir in dieser kleinen Alltagssituation betrachtet haben, ist nämlich nur ein winziger Ausschnitt dessen, was wirklich auf uns lastet: in Bezug auf die Begleitung von Kindern, alten Menschen, beim Job, in der Partnerschaft und Sexualität, in Freundschaften und vielem mehr. Wir sind heutzutage emotional extrem gefordert, dabei ist vielen von uns oft überhaupt nicht bewusst, was wir da eigentlich jeden Tag leisten. Wir fühlen uns erschöpft, ohne genau zu verstehen, warum. Deshalb ist es wichtig, dass du dir zunächst Raum gibst, um zu erkunden, wie es um deine emotionale Muskelmasse bestellt ist, mit der du all die Lasten tragen sollst.

Zuerst werden wir uns daher ansehen, wie unsere Kindheit uns prägt und wie Erziehung schon in den frühen Jahren beeinflusst, wie wir später generell mit emotionalen Lasten umgehen können. Gerade die Sozialisation von weiblich gelesenen Menschen beeinflusst sowohl in der Kindheit, aber auch in den Jahren danach enorm unsere psychische Stabilität und Widerstandsfähigkeit, weshalb wir im Anschluss in die psychischen Belastungen durch unsere Umwelt eintauchen. Das Ziel dieses Buches ist, dich emotional zu stärken, damit du mit den Herausforderungen deines ganz persönlichen Alltags wieder gut umgehen kannst, nicht unbewusst ausgenutzt wirst und dich nicht beständig selbst infrage stellst. Denn nur so kannst du wirklich glückliche und emotional gesunde Beziehungen führen. Dafür werden wir ergründen, wie diese über Generationen aufgebaute Last um und in uns abgebaut werden kann: Welche Schritte dazu allgemein notwendig sind und wie wir das ganz konkret in den Bereichen Erziehung, Familie, Partnerschaft und Beruf leisten können.

Außerdem geht es auch darum, dass wir unsere Kinder besser bei ihrer Gefühlsentwicklung begleiten können, auch wenn wir selbst unter Emotional Load leiden.

Ich wünsche mir, dass wir uns zusammentun: du, ich und all die anderen Mütter, die so fühlen, wie wir, wie Sabine in dieser Situation, und etwas verändern. Deswegen geben wir diesem Empfinden nun erst einmal den passenden Namen:

Emotional Load


Haben wir in den vergangenen Jahren nicht schon ausführlich über all die Belastungen von Müttern gesprochen? Haben wir nicht erfolgreich den Begriff »Mental Load« im deutschen Sprachgebrauch etabliert1, wenn sogar die BILD-Zeitung 2023 darüber berichtet? Haben wir nicht Erschöpfung bis Caregiver-Burnout ausreichend thematisiert und festgestellt, dass Frauen mehr Sorgearbeit bei geringer Wertschätzung für selbige leisten? Braucht es wirklich noch einen weiteren Begriff, um weitere Facetten von Mutterschaft zu beschreiben?

Ja, das braucht es. Denn Worte bilden unsere Realität ab und geben uns einen Ausdruck für unser Empfinden. Gleichzeitig formen sie unser Empfinden mit: Erst das Wort ermöglicht uns, in unserem Empfinden in verschiedenen Situationen ein Muster zu erkennen und dieses Muster wirklich zu verstehen. Die Psychologieprofessorin Dr. Lisa Feldman Barrett, die die Entwicklung von Gefühlen erforscht, erklärt so passend, dass das Benennen, also die Emotionsbezeichnung, besonders bedeutsam für das Erlernen von Emotionskonzepten ist.2 Wir brauchen Worte, um zu verstehen.

Wahrscheinlich hast du eine Situation wie oben beschrieben schon einmal erlebt. Während du diese kurze Alltagsgeschichte gelesen hast, hast du innerlich nachgespürt, wie sich diese Mutter fühlt. Vielleicht hast du mit dem Kopf genickt, vielleicht am Ende nach Luft geschnappt. Du fühlst, wie zerrissen man manchmal ist, wenn mehrere Kinder unterschiedliche Dinge wollen und die Stimmung zu kippen droht. Du weißt, wie es ist, wenn man sich in einer Situation befindet und das Gehirn blitzschnell versucht, die Empfindungen und Handlungsgründe der anderen zu entschlüsseln, um für eine gute Stimmung zu sorgen. Du fühlst mit ihr, mit dieser Mutter, weil du auch schon einmal gespürt hast, wie es sich anfühlt, wenn jemand gar nicht sieht, was du da leistest und dir vielleicht sogar noch Vorwürfe macht. Und ganz sicher kennst du das Gefühl der Erschöpfung nach manchen...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
ISBN-10 3-407-86834-0 / 3407868340
ISBN-13 978-3-407-86834-3 / 9783407868343
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